Talk

14.12.2023

Universität Tübingen

Kunstinnenräume

Fiktionale Räume in der bildenden Kunst

Vortrag von Christoph Haffter

Die analytische Philosophie der Fiktion entspring seit ihren Anfängen bei David Lewis, Nicholas Wolterstorff und Kendall Walton einer Reflexion auf die literarische Erzeugung von fiktionalen Welten. Ihr Paradigma ist die fiktional geltende Proposition. Die Scheingestalten der bildenden Künste werden von dieser sprachlichen Fiktionserzeugung her verstanden. Wie würde sich dagegen eine Theorie der Fiktion ausnehmen, die nicht von der Behauptung fiktionaler Sachverhalte, sondern von der Errichtung fiktionaler Räume ausgeht? Ihr Paradigma wäre der Tiefenraum der Malerei, der Umraum der Skulptur, der Zwischenraum der Installation oder gar der Verweisungsraum digitaler Bildnetzwerke. Diese fiktionalen Räume grenzen sich nicht von Tatsachenbehauptungen ab, sondern errichten sich im und gegen den sozial konstituierten Raum des Handelns: Sie bilden Fiktionen als Kunstinnenräume, welche in einem konfliktuellen Wechselverhältnis zu den Räumen der gesellschaftlichen Wirklichkeit stehen. 

 

 

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Campus Café

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Öffentliche Debatte

Vera-Oeri-Bibliothek, Campus Musikakademie Basel

Musik – Philosophie – Gesellschaft

Wozu braucht eine Gesellschaft Musik? Was ist die soziale Funktion der Kunst? Welche Rolle spielen dabei Institutionen wie die Musikakademie? Im Campus Café sind alle eingeladen, gemeinsam mit Gästen über den Sinn des Musikmachens zu diskutieren.

 

Institutionen haben die Tendenz, sich als selbstverständliche Gegebenheit zu präsentieren und die Frage ihrer Existenzberechtigung zu verdrängen. Sie verhärten sich so gegen gesellschaftliche Veränderungen, bis es zu spät ist. Auch die Musikakademie Basel ist eine Institution. Um der Tendenz zur Verhärtung entgegenzuwirken, braucht sie Formen der Selbstkritik: Die Menschen, welche in dieser Institution arbeiten, lernen und sie unterstützen, müssen sich über ihren Sinn verständigen: Wozu gibt es eine Akademie der Musik? Welches Versprechen, welche Ansprüche liegen ihr zugrunde? Gelten die Motive ihrer Gründung noch heute? Was sind die gesellschaftlichen Funktionen der Musik und Kunst im Allgemeinen? Oder geht ihr Sinn über den gesellschaftlichen Nutzen hinaus? Wie können Kunstinstitutionen ihre gesellschaftliche Notwendigkeit jenen gegenüber verteidigen, die sie finanzieren und unterstützen? Machen technische Erneuerungen wie die sogenannte Künstliche Intelligenz die Musikausbildung bald obsolet? Wie muss sich die Institution gegebenenfalls verändern, wie muss sie sich umbauen, um den sozialen, politischen und künstlerischen Entwicklungen zu antworten?

 

Diese Fragen sollen im Zentrum der Gespräche stehen, die wir in der Reihe CampusCafé organisieren. Mittwoch morgens offerieren wir Café, Croissant und andere Köstlichkeiten, um mit Studierenden und Mitarbeitenden, den Schüler*innen und Lehrenden, den Leitenden und dem weiten Kreis jener, die sich der Musikakademie verbunden fühlen, in einem informellen Rahmen über den Sinn unserer Institution zu diskutieren. Jedes Gespräch wird von einem kurzen Beitrag eines Gasts angestoßen.

 

Die Veranstaltung ist eine Initiative von Nicole Eugster, Leiterin der Hochschulentwicklung, und Christoph Haffter, Mitarbeiter der Forschungsstelle Musikphilosophie der Musikhochschule Basel FHNW

 

Termine

25.10. Eine nicht-akademische Akademie? Widersprüche einer Institution der Kunstlehre

Christoph Haffter

22.11. Gesellschaftliche Funktionen der Kunst heute

Anne-May Krüger

20.12. Mit Musik erzählen. Über gegenwärtige Tendenzen in Radio, Konzert und Tonträgerproduktion

Theresa Beyer

17.1. Macht die «künstliche Intelligenz» das Musikmachen obsolet?

Svetlana Maras

           

 

Talk

Szenenbild aus Enno Poppe "IQ"

Szenenbild aus Enno Poppe "IQ" © Monika Rittershaus

8.-10.11.2023

Universität Wien

Algorithmus und Scham

Die Musik Enno Poppes als Gegenwartsdiagnose

Vortrag von Christoph Haffter im Rahmen der Konferenz:

Gegenwartsentwürfe – Zukunftsbilder. Internationales Symposium anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik

Die Musik Enno Poppes evoziert eine Konzeption von Rationalität und Intelligenz, welche gegenwärtig Ängste und Hoffnungen schürt: Intelligenz als Algorithmus, Rationalität als Informationsverarbeitung. Die gegenwärtigen Leistungen algorithmischer Verfahren gehen so weit, dass sich neue Formen prometheischer Scham (Günther Anders) ausbreiten: Scham über die Begrenztheit und Anfälligkeit menschlicher Rationalität im Lichte ihrer technischen Externalisierung. Poppes Musik ist aber nicht einfach das Resultat solcher algorithmischen Verfahren. Sie errichtet vielmehr den Schein des Algorithmischen, um jene Scham musikalisch zu verhandeln. Der Algorithmus erscheint in Poppes Kompositionen typischerweise als musikalisches Leiern, als ein kombinatorisches Umstellen mikrotonaler Kleinstmotive. Diese musikalisch inszenierten, pedantisch durchexerzierten Abwandlungsverfahren lassen Formkomplexe hervorwuchern, welche den hörenden Nachvollzug überfordern. Anders als der Komplexismus der Ferneyhough-Schule scheut dieser Ansatz darüber hinaus konsequent allen expressiven Pathos. Sie ist nicht ernst, sondern heiter. Beide Aspekte – die Strategie der Überforderung und die Ausdrucksscheu – hängen mit dem Problem der Scham zusammen: Sie erzeugt Scham über die begrenzte Verarbeitungskapazität und sie zeugt zugleich von einer schamhaften Besetzung des Affektiven. Wo Poppes Musik gelingt, geht sie jedoch über die Reproduktion dieses Schamkomplexes hinaus. Sie vermag das bornierte Bild der Rationalität zu sprengen, dem die gegenwärtige Scham verhaftet ist.

 

 

Vortragsreihe Ästhetische Begriffe

Programm Philosophische Gesellschaft

Talk

hatsune miku

Hatsune Miku in concert

24.10.2023, 19h

colloquium48

Hochschule für Musik Basel FHNW, Klassik

Leonhardsstrasse 6, 4051 Basel

6-301 Vortragssaal

 

 

The Shallows of the Vocaloid

On Olga Neuwirth‘s Le Encantadas o le avventurenel mare dellemeraviglie (2014-15)

Talk by Christoph Haffter

The voice has for a very long time been the musical locus of psychological depth and expressive authenticity. Especially in the studies of the so-called pop music which traditionally allowed for less standardized singing techniques, it has become a common place to see the nuances of vocal articulation as the most powerful way to establish a musical personality, to create a unique and recognizable musical self. The voice promises to give access to the depths of the subject in its singularity. The device of the vocaloid, and its technological relatives, radically contravenes this desire. It mocks the expectation of psychological depth and seems to affirm the shallowness of the musical voice. In the talk, I would like to draw on Olga Neuwirth’s use of the vocaloid Hatsune Miku in her work Le Encantadas in order to understand what is philosophically at stake in this depersonalization of the musical voice. 

 

 

Seminar Autumn 23

Universität Basel

Composing affects

Baroque conceptions of emotions in philosophy and music

It is common sense to say that music triggers emotions. But how is it possible that mere sounds are heard as expressions of feelings? How to compose affect? And what do we actually mean when we talk about affects, emotions, feelings? These questions have been intensively debated during the Baroque period (ca. 1600-1750): In the theory of music (from Monteverdi, Bernhard, Kircher to Mattheson), but also in philosophy (Descartes, Leibniz, Spinoza). At the core of these controversies lies the problem of reconciling rationality and sensiblity. Drawing on some conceptual distinctions from the recent philosophy of emotions, we will study such constellations between philosophy, music theory and musical works in the Baroque age.

The seminar adresses students of philosophy, musicology and the students of the Hochschule für Musik FHNW. The modalities of validation will be adapted to the student’s individual situation. Part of the seminar is the attendance to the annual conference of the Schola Cantorum Basiliensis. The class will be taught in English or German.

Teacher: Christoph Haffter

 

 

Workshop Philosophies of Music

Programm Workshop Goehr

 

 

Seminar Spring 23

Universität Basel

Luigi Nono – Music as political commitment

 

The seminar offers an introduction to a key problem in the philosophy of music that haunts the contemporary musical production: can music be a form of political commitment? The course will approach this question in confrontation with the music of Luigi Nono. During his entire career, Nono has taken his musical compositions to be part of his political commitment to the communist cause. But this commitment took very different shapes in the different phases of his Œuvre. We will compare some of his key works with philosophical texts by Hanns Eisler, Jean-Paul Sartre, Theodor W. Adorno, Lydia Goehr and others which articulate classical positions in the debate over the relation between art and politics.

The seminar adresses students of philosophy, musicology and the students of the Hochschule für Musik Basel. The modalities of validation will be adapted to the student’s individual situation. The course includes the attendance of a representation of Intolleranza by Luigi Nono at the Theater Basel. The class will be taught in English and German.

Teacher: Christoph Haffter

Talk

Titelblatt Workshop
Programm Workshop

Forum

Programm Forum
Programm Forum